Unser Gehirn gleicht einem Straßennetz
Stellen wir uns vor, unser Gehirn ist wie ein weitläufiger Park, durchzogen von unzähligen Straßen und Wegen. Jede neue Erfahrung, die wir machen, legt einen neuen Pfad an. Je häufiger wir diesen Pfad gehen, desto mehr festigt er sich und verwandelt sich mit der Zeit in einen klaren Weg – vielleicht sogar in eine breite Straße.
Die Straßen und Wege, die wir regelmäßig begehen, werden immer breiter und bequemer. Einige entwickeln sich zu richtigen Autobahnen, die es uns ermöglichen, schnell und mühelos von einem Punkt zum anderen zu gelangen. Diese Schnellstraßen des Denkens und Handelns bieten uns klare Orientierung in einem ansonsten komplexen Netz an Möglichkeiten.
Je mehr Verbindungen und Übergänge es gibt, desto besser funktioniert dieses Straßennetz. Unser Gehirn ist umso leistungsfähiger, je besser es vernetzt ist und je mehr Wege es kennt. Doch genauso wie ein Straßennetz, das nicht gepflegt wird, verwildert, können auch ungenutzte neuronale Verbindungen verkümmern. Wenn wir bestimmte Pfade nicht mehr gehen, brechen Verbindungen ab und die Straßen überwuchern. Pflanzen und Gestrüpp dringen durch den Asphalt, und der Weg wird immer schwerer begehbar.
Unser Gehirn ist genauso dynamisch wie ein Straßennetz – es wächst, verändert sich und passt sich ständig neuen Erfahrungen an. Es liegt an uns, wie wir diese Wege nutzen, pflegen und weiterentwickeln. Denn nur durch regelmäßige Wiederholung und neue Impulse bleiben unsere „Straßen“ offen und effizient.
Was hat das mit dem Lernen zu tun?
Nehmen wir als Beispiel das Erlernen einer neuen Sprache, zum Beispiel Italienisch.
Vielleicht haben wir uns schon immer vorgenommen, Italienisch zu lernen. Die Motivation ist groß – wir kaufen uns Bücher, melden uns zu einem VHS-Kurs an und träumen schon von unserem nächsten Urlaub, in dem wir endlich fließend Italienisch sprechen wollen.
Super, der Plan steht! Doch dann greifen wir zur Machete und kämpfen uns durch den dichten Dschungel unseres Gehirns. In der Ferne entdecken wir schon gut ausgebaute Schnellstraßen – leider haben diese noch nichts mit Italienisch zu tun. Aber wir geben nicht auf. Schritt für Schritt bahnen wir uns einen kleinen Pfad, der uns unserem Ziel näherbringt.
Nach und nach stellen wir fest: Durch eiserne Willenskraft, Motivation, viele Bücher und Kurse schaffen wir es, unseren neuen Weg zu gehen. Wir wissen, dass Wiederholung die „Mutter allen Erfolgs“ ist, und setzen diese Weisheit um. Was uns zu Beginn noch unüberschaubar erschien, wird bald zur Gewohnheit, und der Erfolg lässt nicht lange auf sich warten.
Was zunächst wie ein schmaler Trampelpfad aussieht – die ersten Erfahrungen und neuronalen Verbindungen – verwandelt sich durch kontinuierliches Üben und Wiederholen in eine breite Straße und schließlich in eine gut ausgebaute Autobahn in unserem Gehirn. Auf dieser Reise können die benötigten Informationen nun schnell und mühelos von einem Punkt zum anderen fließen.
Wie können wir die Fähigkeiten unseres Gehirns trainieren, damit die Verbindungswege erhalten bleiben?
Der Schlüssel liegt im Lernen mit Freude und auf vielfältige Weise! Wenn wir lernen, während wir Spaß haben und verschiedene Ansätze ausprobieren, bleibt unser Gehirn flexibel und aufnahmefähig. Auf diese Weise können wir sogar bis ins hohe Alter hinein alles lernen, was wir möchten – unser „Straßennetz“ bleibt lebendig, offen und leistungsfähig.